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DRESDEN/ Frauenkirche: SABINE MEYER UND DAS KAMMERORCHESTER BASEL

27.07.2013

Dresden/Frauenkirche: SABINE MEYER UND DAS KAMMERORCHESTERBASEL – 27.7.2013

Von: Ingrid Gerk

Trotz 36°C im Schatten und Stau auf den Straßen waren die Solo-Klarinettistin Sabine Meyer und das kammerochesterbasel pünktlich erschienen, um das Publikum mit einem Programm zu erfreuen, das vor allem Kompositionen von W. A. Mozart und ein kleineres Werk von Wilhelm Friedemann Bach enthielt. In Erwartung dieses auserlesenen Musikerlebnisses war sehr viel Publikum erschienen, das in der erfrischend kühlen Atmosphäre der Frauenkirche der Musik lauschte.

Stargast Sabine Meyer, die bei jedem Konzert immer wieder ihren hervorragenden Ruf bestätigt, begeisterte mit dem relativ oft gespielten, aber immer wieder – besonders von ihr – gern gehörten “Konzert A Dur für (Bassett-)Klarinette und Orchester” (KV 622) von Mozart. Sie spielte es mit so viel ursprünglicher Frische und intensiver, verinnerlichter Gestaltung, dass man nur gebannt zuhören konnte. Sie verfügt nicht nur über technische Perfektion und alle Raffinessen des virtuosen Klarinettenspiels mit feinsten klanglichen Nuancen, sie spielt auch mit Herz und Seele und stellt ihre Fähigkeiten ganz in den Dienst der Musik. Urmusikalisch, lebt sie in der Musik, die sie interpretiert, was sich unmittelbar auf die Zuhörer überträgt. Bei ihr wirkt alles natürlich und wie selbstverständlich. Mit ihrem sehr feinen, geschmeidigen, immer klangvollen Ton, ihrem feinen Piano und noch feineren Pianissimo teilt sich die Musik beinahe unbewusst über Verstand und Gefühl mit. Bei ihr ist nichts vordergründig oder manieriert. Sie ist die Mittlerin zwischen Komponist und Publikum und beherrscht die Balance zwischen ansprechender musikantischer Leichtigkeit und geistiger Auslotung.

Dieses Klarinettenkonzert scheint wie für sie geschaffen. Sie spielt es oft, aber immer wieder neu und einmalig schön. Die scheint dann mit ihrem Instrument und der Musik Mozarts “verwachsen” zu sein. Man hört ihr einfach gern zu und lässt sich von ihrem Spiel mit Freude gefangen nehmen. Kein Wunder, dass schon nach dem 1. Satz (unpassender) “Zwischenapplaus” aus dem Publikum kam, bevor die beiden anderen, wunderbar gespielten, Sätze folgen konnten.

Den 2. Satz (Adagio) spielte sie so hingebungsvoll, dass die Orchestermusiker von ihrer meisterhaften Interpretation und der Musik Mozarts, die geradezu zu großer Kantilene herausfordert, inspiriert wurden und sich “verführen” ließen, in gleicher Weise hinreißend mitzugestalten und diese Tragik in Schönheit mit viel menschlicher Wärme und Hingebung an diese Musik nachzuerleben und nacherlebbar werden zu lassen. Dieses Adagio ließ den heiter beschwingten Mozart vergessen. Sein Klarinettenkonzert entstand 2 Monate vor seinem Tod und lässt schon die Auseinandersetzung mit seinem Leben und dem nahenden Tod spüren.

Im lebhaften, mit liebenswürdigem Charme gespielten 3. Satz (Allegro) ließ Sabine Meyer mit der in Barock und Klassik beliebten Echowirkung den Klarinettenklang zu einem “sprechenden” Dialog des Instrumentes mit sich selbst werden. Mit solcher Klarheit kann man dieses Detail von anderen Künstlern wohl kaum hören. Es erfordert großes Können und Souveränität, die dieser Ausnahmekünstlerin zu Gebote stehen.

In ihrer umjubelten Zugabe überraschte Sabine Meyer mit der Wiederholung des 2. Satzes aus dem Mozart-Klarinettenkonzert ab der Kadenz mit eigenen Verzierungen, ganz in der früheren Manier der Solisten, vergleichbar den Arien nach dem Schema A-B-A, wo der 1. Teil noch einmal mit eigenen Auszierungen der Künstler wiederholt wurde und ihnen Gelegenheit gab, ihr Können zu präsentieren.

Eingeleitet wurde der Abend unter der Leitung von Andreas Spering von einer kleinen Streichergruppe des kammerorchesterbasel mit “Adagio und Fuge für Streicher c-Moll” (KV 546) von Mozart und sehr schwungvoll und mit dem, diesem Orchester eigenen feinen Klang beschlossen mit Mozarts “Sinfonie Nr. 31 D-Dur” (KV 297), der “Pariser Sinfonie” in relativ großer Kammerorchester-Besetzung, der noch eine Orchesterzugabe folgte, die Ouvertüre zu Mozarts letzter Oper “La clemenza di Tito”.

Einziger “Außenseiter” des Abends war Wilhelm Friedemann Bach, der älteste Sohn Johann Sebastians, der ihn für den genialsten und musikalischsten seiner Söhne hielt. Er war mit einem 8minütigen “Adagio und Fuge d-Moll für zwei Flöten und Streicher (F 65) in kleiner Streicherbesetzung vertreten, das an der Nahtstelle zweier Epochen entstand. Während die mehr oder weniger strenge Streicher-Fuge noch dem Barockzeitalter verhaftet ist, erheben sich im Adagio 2 Soloflöten über dem Streichorchester, die bereits die Ausdrucksqualität des „empfindsamen“ Zeitalters aufweisen. Die beiden Flötistinnen spielten so einvernehmlich miteinander, dass diese beiden Flötenpartien fast zu einer verschmolzen und der Klang der beiden Instrumente in fast völliger Übereinstimmung zu einem erstaunlich einheitlichen Klang wurde.

Quelle: www.der-neue-merker.eu


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