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Salzburger Festspiele FALSTAFF Haus für Mozart Premiere 29.7.2013

29.07.2013

Salzburger Festspiele 2013 Haus für Mozart Giuseppe Verdi “FALSTAFF” Premiere 29.Juli 2013

Gleich zwei seiner besten Werke konnte man gestern im Haus für Mozart in einer bejubelten Aufführung sehen: Verdis durch Altersweisheit und Humor gekröntes letztes Werk, den “Falstaff” und sein “Casa di Riposo per i Musicisti”, jenes Altersheim für verarmte Künstler, dass er in Mailand vom Bruder seines Librettisten errichten ließ und immer, danach gefragt, als sein bestes Opus bezeichnete. Das Video des verkehrsumtosten Platzes lässt zunächst nichts von jenem skurillen Treiben hinter der Fassade vermuten, zu denen Damiano Michieletto die Heimbewohner vorführt. Leise Klaviermusik mit Verdischen Melodien leitet über ins Innere, in dem die Bewohner den Klängen lauschen. Genauso ruhig endet auch der Abend. Dazwischen aber  spielen die Mitbewohner jenem ruhebedürftigen Heiminsassen ihre Streiche, weil er die Herzen zweier Damen noch einmal in Aufregung versetzen wollte. Oder träumt der alte Mime nur auf seiner riesigen Chaiselongue von früheren Erfolgen, angetrieben von den Traumfiguren seines Lebens und seiner Karriere? Michieletto gelingt ein wunderbares Spiel im Spiel, eine wunderbare Balance zwischen diesem Traum und der Wirklichkeit des Heims, der seinen rührenden Höhepunkt ganz im Stillen fand, als sich zum ersten Duettino der Verliebten im Stück sich zeitgleich ein altes Paar aus dem Heim in später Verliebtheit um einander mit der zärtlichen Tollpatschigkeit alter Menschen kümmerten.

Da wird also viel improvisiert in diesem Traum von einem Spiel, Hernes Eiche wird zu einer Stechpalme, die Zeit wird von einer alten Pendeluhr geschlagen, Falstaff muß nicht ins Wasser, sondern wird von allerlei Flitter übergossen, da lockt Mrs.Quickly, wie könnte es bei Ambrogio Maestri anders sein, mit Kuchen und Tortenkreationen den Cavaliere zum Rendezvous. Und erst die Elfen, das Personal des Heims, die bezirzen und umtanzen ihn in wunderschönen Negliges, in denen sich auch Nannetta zeigen durfte. Ein echter Traum.

Ambrogio Maestri zeigt wieder, dass er nicht nur figürlich zur Zeit zu den besten Darstellern und Sängern dieser Partie zählt, er lässt auch fühlen, dass er mit seinem Prachtbariton das Haus auch zweimal füllen könnte. Mit einem Wort, man hört, dass er von Auftritten in der Arena von Verona kommt. Trotzdem, er folgt auch den musikalischen und textlichen Feinheiten seines Parts aufs beste. Um ihn ein – im wahrsten Sinn dieses Wortes – spielfreudiges Emsemble: Massimo Cavaletti, der als Fontana im Rollstuhl seine Aufwartung macht und die letzte große Eifersuchtsarie eines Baritons bei Verdi auch stimmlich persifliert, Fiorenza Cedolins als reizende Alice Ford und Stephanie Houtzel als etwas tantenhafte Meg Page, beide gesanglich sehr gut. Eleonora Buratto eine Augenweide im Neglige, mit einem manchmal wunderbar aufblühenden Sopran aber auch mit Schärfen. Nicht mit dem füllig-pastosen Alt der alten Intrigantin ausgestattet – das wissen wir ja schon – aber mit genügend Ironie und Gift gefüttertem Mezzo und äußerst beteiligtem Spiel war Elisabeth Kulman der eigentliche Mittelpunkt der weiblichen Riege. Und dass Javier Camarena trotz wunderschöner Phrasierung dieser Partie fast schon entwachsen ist, konnte man hören, wenn er so manche Höhe mit entsprechendem Druck unterfüttern musste. Dr.Cajus wurde von Luca Casalin mit einem stückgerechten, daher aufdringlichen Charaktertenor gesungen und Bardolfo und Pistola waren typengerecht dargestellt von Gianluca Sorrentino und Davide Fersini.

Wohl angeregt von der ruhigen Atmosphäre des Altenheims assistieren die Wiener Philharmoniker gekonnt dem Dirigenten des Abends Zubin Metha bei dessen ausnehmend ruhiger und heiterer, die kleinsten Details liebevoll ausspinnenden musikalischen Interpretation. Die Härte und Stringenz oder das Tempo so mancher Interpretation, wie wir sie von Platteneinspielungen oder anderen Aufführungen her kennen, vermisste man an diesem Abend eigentlich nicht. Dem Philharmonia Chor Wien unter Walter Zeh war es diesmal beschieden, altengerecht aufzutreten, aber nicht so zu singen.

Das Casa Verdi hat Paolo Fantin mit seinem Hauptsaal als Einheitsbühnenbild nachgebildet, mit Durchblick in Räume, in denen Statisten den Heimalltag spielen, die Kostüme, teilweise solche, wie man sie heutzutage etwas verächtlich als “Rentnerlook” bezeichnet, stammen von Carla Teti, die Lichtregie steuerte Alessandro Carletti bei.

Das Publikum im fast zur Gänze ausverkauften Haus für Mozart feierte am Ende die Künstler ausgiebig, auch dem Regieteam wurde einhelliger Applaus zu Teil!

Peter Skorepa

Quelle: www.der-neue-merker.eu


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