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WIEN/ Staatsoper: OTELLO

23.09.2013

WIENER STAATSOPER: 23.9.2013 : “OTELLO”

Von: Wolfgang Habermann

„Fasten your seat belts” – Dan Ettinger betritt das Dirigentenpult und lässt es ordentlich krachen. Er peitscht Orchester und Chor durch die Fortissimo-Stellen. (Vielleicht animieren ihn auch die Disco-Lichteffekte der Spielfläche ?) Die vielen Piani der Partitur sind ihm nicht sehr wichtig und da kann er keine Spannung halten. Diese Lautstärke ist nicht unbedingt ein guter Boden für die Solisten und José Cura bekommt das am meisten zu spüren. Immer wieder ist er zum Forcieren gezwungen und das bekommt der Treffsicherheit bei den Tönen gar nicht gut. Da wird er oft zu einem Stimmfatalisten (wie es kommt, so kommt es eben). Dass es anders ginge beweist er dann mit einem wirklich einfühlsam gesungenem Tod, aber da ist die Oper leider fast zu Ende. Immerhin wird er in die Annalen der Staatsoper als erster und einziger Otello eingehen, der bei seinen Auftritt im 4.Akt einen Purzelbaum macht, um auf das Podium zu gelangen. (Seine Rollenvorgänger möchte man sich bei dieser Aktion nicht vorstellen …)

 

Seine Desdemona ist Anja Harteros. Eine gut aussehende Sängerin mit schöner Phrasierung. Würde sie ihr Vibrato mehr unter Kontrolle bringen, so wäre der Eindruck sicher stärker. Mit einem berührenden „Ave Maria“ bewies sie auch, dass das möglich ist. Beim Jago hat das Orchester die wenigsten Möglichkeiten, ihn zu übertrumpfen und Dmitri Hvorostovsky nützt diese Gelegenheit perfekt, mit einschmeichelnder Stimme sein Gift in das empfängliche Ohr zu tropfen. Nur beim großen Racheduett wird auch er (als Kollateralschaden) zugedeckt. Insgesamt macht seine Gestaltung verständlich, warum Verdi diese Oper ursprünglich „Jago“ nennen wollte. Die Entwicklung von Marian Talaba ist traurig. Nachdem in Wien das slawische Repertoire, in dem er sich wohl fühlte, nicht gerade stark vertreten ist, scheint es, dass der Weg eher zu einem Spoletta führt als zu größeren Partien, währen Jinxu Xiahou (Rodrigo) durchaus das Potential nach oben hat. Alexandru Moisiuc als Lodovico und Monika Bohinec als Emilia machen auch keinen großen Eindruck.

Quelle: www-der-neue-merker.eu


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