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WIEN/ Staatsoper: LA TRAVIATA – mit umbesetzter Violetta

09.09.2013

WIENER STAATSOPER: Giuseppe Verdi LA TRAVIATA am 9. September 2013

Nachdem Aleksandra Kurzak aus Krankheitsgründen die Violetta absagen musste, konnte immerhin Desirée Rancatore kurzfristig als Violetta-Ersatz engagiert werden.

Die Stimme von Frau Rancatore ist in den letzten Jahren hörbar schwerer geworden, und die mit Belcanto-Partien bekannt gewordene Sängerin hatte ausgerechnet mit den Spitzentönen im ersten Akt so ihre Mühe. Diese kamen nicht so leicht wie man sich das bei ihr erwartet hätte. Schließlich war sie vor einigen Jahren noch eine souveräne Gilda oder virtuose Olympia. Ihren Sopran führte sie gekonnt durch die Koloraturen, allerdings erklimmt sie manchen Spitzenton nicht mehr ganz so sicher.

Doch bereits im zweiten Bild fand die Sängerin zu einer einheitlichen Leistung und mit ihrem in der Mittellage recht kräftigen Sopran unterstrich sie deutlich, dass ihr der dramatischere Part der Oper viel mehr liegt. Im Gegensatz zu Kurzak, die wiederholt an ihre stimmlichen Grenzen geriet, hatte Rancatore die Kraft für die Partie. Töne wurden voll ausgesungen bzw. wirklich gehalten, und saßen zudem sattelfest.

Rancatore’s Zugang zu der Rolle war – nicht nur stimmlich – schon ein recht forscher. Das war keine fragile Traviata, kein Mädchen mehr, sondern bereits eine selbstbewusste junge Frau, die von ernsthafterer Natur war.

Massimo Giordano war als Alfredo vor allem eines: laut. ZU laut. Sein hart klingender Tenor verbreitete nur in wenigen Momenten den für diese Rolle notwendigen Schmelz. Sein grober Arienvortrag im zweiten Akt fiel beim Publikum gnadenlos durch – keine Hand rührte sich zum Applaus nach De‘ miei bollenti spiriti. Giordano‘s Stimme hatte auch eklatante Probleme im Piano. Da flutschten Giordano die Töne deutlich weg. Erst bei Parigi, o cara, konnte er endlich auch mal überzeugende lyrische Qualitäten vorweisen. Für einen Alfredo eindeutig zu spät. Im Finale musste er seine kultiviert singenden Kollegen dann leider auch akustisch übertrumpfen, in dem er wieder in Brüllgesang verfiel. Kein Wunder, dass er beim Schlussapplaus klar an letzter Stelle rangierte.

Der beste Sänger des Abends hieß erneut Simon Keenlyside, der mit seinem virilen und kernigen Bariton einen souveränen Giorgio Germont sang und darstellte. Zum Höhepunkt und meistbeklatschten Moment des Abends wurde Di provenza il mar, doch auch das große Duett mit Violetta im zweiten Akt gelang ausgezeichnet. Besonders auffällig an diesem Abend: Keenlyside’s hervorragende Pianokultur – es ist ein Genuss zu hören, wie dieser Mann leise singen kann.

Die Nebenrollensänger, darunter Zoryana Kushpler als Flora, Donna Ellen als Annina, Dan Paul Dumitrescu als Doktor Grenvil und Gabriel Bermúdez als Baron Douphol erfüllten ihre Aufgaben rollendeckend.

Marco Armiliato stand am Dirigentenpult und sorgte für eine sehr gute Orchesterleistung, in dem er einerseits die Schönheit der Musik Verdi’s deutlich betonte und andererseits den Sängern auch den nötigen Raum gab.

Nach etwas mattem erstem Akt wurde das Publikum immer „präsenter“, spendete reichlich Szenenapplaus und feierte am Ende der Vorstellung vor allem Keenlyside und die Einspringerin Rancatore.

Lukas Link

Quelle:www.der-neue-merker.eu


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